Linné oder wie man die Blumen ordnet. Über die wissenschaftsgeschichtliche Relevanz von Klassifizierungen nach Ähnlichkeiten

Nach der Erstveröffentlichung seines Systema Naturae 1735 hat der schwedische Mediziner und Naturwissenschaftler Carl von Linné (1707-1778) noch Jahrzehnte an einer Methodik der Klassifizierung von Mineralien, Tieren und Pflanzen gearbeitet. Erst die zehnte Ausgabe seiner bahnbrechenden Schrift aus dem Jahr 1758 gilt als die Fassung, in der er zur Klassifizierung der Tiere und Pflanzen konsequent eine binäre Nomenklatur nutze. Mit dieser zweiteiligen Bezeichnung gelang es, die Benennung einer Pflanze von der Beschreibung ihrer Charakteristika zu trennen – mit weitreichenden Folgen, denn dieses System kann ergänzt, neu entdeckte Pflanzen können zugeordnet werden.

Als Gottfried Wilhelm Leibniz 1716 verstarb, war Linné gerade neun Jahre alt. Und dies heißt im Umkehrschluss Leibniz konnte von dieser weitreichenden Setzung einer bi- nären Nomenklatur nichts wissen. Er folgte den Ordnungs- systemen seiner Generation. Aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive sind die Werke Linnés – neben Systema Naturae auch Species Plantarum von 1753 – von kaum zu überschätzender Bedeutung. Nicht nur die Gärtner in den Herrenhäuser Gärten haben sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts von Linnés Theoremen leiten lassen, abstrahiert reichen deren Folgen mit Klassifizierungen nach Ähnlichkeiten bis in die Informationstechnologie unserer Zeit.

Prof. Dr. Elke Katharina Wittich

studierte Kunstgeschichte, deutsche Literatur, klassische Archäologie und Musikwissenschaft an der Universität Hamburg. Ihre Schwerpunkte sind Lehrbücher der Architektenaus­bildung und Stadtentwicklung als Frage des Gemeinwohls. Seit 2021 leitet sie die Zentrale Einrichtung für Weiterbildung.

Termin Fr 25.08.2023
Zeit 18:00 bis 19:30 Uhr
Ort Königlicher Pferdestall, Appelstraße 7
Beitrag 12 €